Jahreskonferenzen

Leben, Kunst und Produktion

Wie wollen wir arbeiten?

Mannheim 2014

„Wie wollen wir arbeiten?“ – unter diesem Titel tagten vom 23.–26. Januar über 280 Dramaturgen, Schauspieler, Regisseure, Autoren, Wissenschaftler und Studierende verschiedener Disziplinen in Mannheim am Nationaltheater und im Künstlerhaus zeitraumexit.

Im Mittelpunkt der Konferenz stand die selbstkritische Bestandsaufnahme unserer Berufsgruppe: Eignen sich Künstler (noch) als Trendsetter für die Arbeitsstrukturen der Zukunft? Wer riskiert freiwillig und unter welchen Versprechungen ein Burn-Out durch kreative Arbeit?

In seiner Eröffnungsansprache bekannte sich Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, klar zur Bedeutung des Theaters, verwies jedoch auf die Aufgabe der öffentlich geförderten Kulturinstitutionen, ihren Beitrag zur Herstellung von gerecht verteilten Zugangsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsschichten zum gesellschaftlichen Leben zu leisten.

Der Volkswirtschaftler Niko Paech (Universität Oldenburg) stellte seine Vision einer Postwachstumsgesellschaft vor, in der die Rolle der Erwerbsarbeit drastisch reduziert würde. Axel Haunschild vom Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft der Leibniz-Universität Hannover gab einen Einblick in die Arbeitsbedingungen im Kreativsektor, in dem projektbasierte Organisationsformen und flexible Beschäftigungsformen vorherrschen. Der Regisseur Daniel Ris sprach über die Notwendigkeit einer Unternehmensethik im Kulturbetrieb und regte ein vom gesamten Betrieb gemeinsam erarbeitetes Leitbild an.

Einblicke in die Besonderheiten ihrer Arbeit gaben sowohl Vertreter des Kinder- und Jugendtheaters (Andrea Gronemeyer, Dorothea Hillinger, Barbara Kölling und Willem Wassenaar) als auch Gäste aus dem Ausland (Erwin Jans vom Toneelhuis Antwerpen, Ed Collier von der britischen Produktionsplattform China Plate sowie Sarah Murray vom National Theatre of Great Britain). Der Netztheoretiker und Autor Ulf Schmidt plädierte für ein agiles Theater, das auf die Veränderung unserer Gesellschaft durch die digitalen Medien reagiert und die eigenen Institutionen auf den Prüfstand stellt.

In den Abschlussveranstaltungen betonten Rolf Bolwin (Deutscher Bühnenverein), Ulrich Khuon (Deutsches Theater Berlin), Matthias Lilienthal (Theater der Welt, Münchner Kammerspiele), Nicola May (Theater Baden-Baden), Barbara Mundel (Theater Freiburg) und Marion Tiedtke (Hochschule für Musik und Theater, Frankfurt/Main) die Notwendigkeit, die Debatte über die Zukunft des Theaters mit künstlerischen Argumenten zu führen, und nicht unter finanziellen Gesichtspunkten. Allerdings erscheint die Forderung nach einer finanziellen Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller Theatermitarbeiter als Voraussetzung für eine stärkere Konzentration auf die künstlerische Arbeit angesichts der Tatsache, dass der Anteil der Ausgaben für Kultur in der Regel unter zwei Prozent der gesamten öffentlichen Ausgaben liegt, angemessen. Deutlich wurde aber auch, dass die Verantwortung für die notwendige Veränderung der Theater nicht nur in der Kulturpolitik liegt. In zahlreichen Arbeitsgruppen haben sich Dramaturgen von verschiedenen Häusern zusammengeschlossen, um alternative Modelle zu erarbeiten.

Mannheim2014140114-Konferenzstruktur-2 [PDF-Datei 104 KB]
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