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AKTIONSBÜNDNIS DARSTELLENDE KÜNSTE

Gemeinsame Erklärung der Tanz- und Theaterlandschaft bundesweit anlässlich der Schließungen im November 2020

Die erneute Schließung sämtlicher Kultur- und Theaterbetriebe im November 2020 bringt bundesweit die Kulturlandschaft und damit viele der darin arbeitenden Menschen in existentielle Not. Wir sind uns der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung bewusst, die der Versuch der Eindämmung von SARS-CoV-2 bedeutet. Theater ist eine soziale Kunstform. Wir – feste und freie Schauspieler*innen, Performer*innen, Sänger*innen, Tänzer*innen, Musiker*innen, Regisseur*innen, Bühnen- und Kostümbildner*innen, Dramaturg*innen und  Autor*innen, Choreograf*innen und Dirigent*innen, Videokünstler*innen, Komponist*innen und viele mehr – leben von der Kunst, die wir für unser Publikum betreiben. Damit tragen wir maßgeblich zur kulturellen und künstlerischen Bildung der Gesellschaft bei. Durch unsere atypischen Beschäftigungsverhältnisse und die seit jeher geringen Honorare und Gagen, konnte die Mehrheit der Künstler*innen und Kulturschaffenden keine Rücklagen bilden. Ihnen droht das Aus.

Deshalb fordert das Aktionsbündnis Darstellende Künste erneut und dringender denn je:

1) Unternehmer*innenlohn in den Bundeszuschüssen für alle Solo-Selbständige
Mit Unsicherheiten und Leerstellen müssen momentan beinahe alle kämpfen, für viele Freiberufler*innen und Solo-Selbständige geht es dabei aber um die nackte Existenz. Durch die Regelungen zur Kurzarbeit wird versucht, die Angestellten bundesweit nicht in die Arbeitslosigkeit zu entlassen – es muss nun endlich auch für alle Selbstständigen eine entsprechende Regelung auf Bundesebene gefunden werden.

2) Faire Ausfallhonorare für Produktionsteams und freie Künstler*innen
Trotz unterzeichneter Verträge erhalten Tanz- und Theaterschaffende nun erneut Absagen, keine oder nur geringfügige Gagenfortzahlungen oder sogar Kündigungen. Auch viele Theater in öffentlicher Trägerschaft oder Privattheater mit öffentlicher Förderung meinen, keine Gehälter  und  Honorare  für  abgesagte  oder  verschobene  Produktionen oder Vorstellungen zahlen zu dürfen. Fairness und Solidarität  mit  den  Künstler*innen  hängen  dabei vor  allem an den jeweiligen öffentlichen Trägern und Zuwendungsgebern. Was die freischaffenden Künstler*innen und Kulturschaffenden brauchen, sind faire Ausfallhonorare aus bestehenden Verträgen.

3) Solidarischer Umgang mit freien Gruppen und internationalen Compagnien bei Gastspielen / Festivals 
Im  Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie  werden auch Gastspiele  von  Gruppen  der  Freien  Szene sowie von europäischen oder internationalen Compagnien abgesagt. Durch den  Zusammenbruch  der  internationalen  Kooperationen und nahezu  aller  Touring-Möglichkeiten  weltweit, verbunden mit oftmals schwacher lokaler Kulturförderung droht hier der vollständige und irreversible Zusammenbruch dieser Strukturen. Öffentlich finanzierte Theater/Festivals müssen auch für abgesagte Gastspiele und Festivaleinladungen Ausfallhonorare zahlen können. Kulturelle überregionale und internationale Zusammenarbeit ist ein wesentlicher Anker der gesellschaftlichen Verständigung und muss gerade in der aktuellen Zeit durch Sonderprogramme unterstützt werden.

Die  langfristigen  Folgen  der  Corona-Krise  sind  zum  jetzigen  Zeitpunkt  noch  nicht  abzusehen.  Die ersten kommunalen Haushalte haben bereits Sparvorgaben erlassen. Theater,  die  sozial, global  solidarisch  und  fair  handeln  (wollen),  brauchen  Unterstützung,  vor allem finanziell, aber –  wenn  nötig  – auch durch klare politische Vorgaben. Für die Wirtschaft wird es weitere Konjunkturprogramme geben. Das wird es auch für die Kultur brauchen.

Das Aktionsbündnis Darstellende Künste ist ein Zusammenschluss aus folgenden Verbänden: art but fair, Bund der Szenografen, Bundesverband Freie Darstellende Künste, Dachverband Tanz Deutschland, Dramaturgische Gesellschaft, dramaturgie-netzwerk, ensemble-netzwerk, GDBA, Netzwerk flausen+, Pro Quote Bühne, regie-netzwerk, Ständige Konferenz Schauspielausbildung und Verband für Theaterautor*innen. Das Aktionsbündnis versteht sich als offene Diskussions- und  Kommunikationsplattform. An  den  regelmäßigen  Arbeitstreffen nehmen gelegentlich auch der Deutsche Bühnenverein, die Allianz der Freien Künste und der Fonds Darstellende Künste teil.