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Die Zeit der Einzelkämp­fer*innen ist vorbei

von Jakob Weiss, regie-netzwerk

Verbündete werden. ALLIES. Das war einer der Leitsprüche der Jahreskonferenz 2020 der dg in Gent.

NO MORE LONELY WOLVES/JOIN THE WOLFPACK. Das stand auf einem Transparent des Regienetzwerk-Blocks auf der Parade der Darstellenden Künste in Bochum im Mai 2018, genau einen Tag nach unserer Gründungstagung. Zwei Jahre und einige Treffen später sitzen wir nun zusammen auf der Bühne des Minnemeers in Gent, um gemeinsam die „institutions zu changen“, genauer gesagt, um im Rahmen des BarCamp-Workshops der DG-Jahrestagung mit unseren „allies“ Strategien zu entwickeln, wie wir die Arbeitsergebnisse jener zwei Jahre sinnvoll der Öffentlichkeit präsentieren.

Was bisher geschah: Geboren auf der „Konferenz Konkret“ aus dem Gefühl eines Mangels an Austausch, Solidarität und Vernetzung zwischen Regisseur*innen, bildete sich das regie-netzwerk und trat in wechselnden Konstellationen in Erscheinung. Frei nach dem Open Space-Motto „Die, die da sind, sind genau die Richtigen“ haben wir in unterschiedlichen Arbeitstreffen Themen und Probleme zusammengetragen und gemeinsam konkrete Lösungsansätze und -vorschläge erarbeitet. Die wichtigste und schönste Erkenntnis hierbei war und ist, dass wir nur etwas bewirken können, wenn wir uns zusammenschließen.

Die Zeit der Einzelkämpfer*innen ist vorbei. Bereits in jener ersten Begegnung von mehr als 70 Regisseur*innen bei unserer Gründungstagung in Bochum lag ein utopisches Moment: aus dem Ende des Schweigens und des Einander-aus-dem-Weg-Gehens erwuchsen Möglichkeiten der Erneuerung, der Kooperation und des Verständnisses.

ANGEMESSENE HONORARE

FAIRE ARBEITSBEDINGUNGEN FÜR ALLE PRODUKTIONSBETEILIGTEN

PARITÄT UND DIVERSITÄT AUF ALLEN BÜHNEN

KÜNSTLERISCHE AUTONOMIE

VERBINDLICHE ZUSAMMENARBEIT

Das sind die FÜNF ZIELE des regie-netzwerks. Um sie zu erreichen, müssen wir bei uns selbst anfangen.

Der von uns entwickelte Kodex Regie zeigt Handlungsspielräume auf, um innerhalb und aus Produktionen heraus positive Veränderungen in den Institutionen herbeizuführen. Doch auch hier zeigt sich: Alleine kommen wir nicht weiter. Um nachhaltig Strukturen verbessern zu können, müssen wir gemeinsam mit den Theaterleitungen Strategien entwickeln. Dafür gibt es unser ZUKUNFTS-ABC. Es formuliert konkrete Vorschläge, Möglichkeiten und Wünsche. Unterteilt in kurz-, mittel- und langfristige Ziele ersetzt das ZUKUNFTS-ABC existierende Probleme durch zukünftige Lösungen.

Statt an die Presse zu gehen und über Kommentarspalten miteinander zu kommunizieren, müssen wir mit den Theaterleitungen ins Gespräch kommen. Das ZUKUNFTS-ABC ist keine „Regieanweisung“. Es ist eine Gesprächsgrundlage und eine Einladung, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten. Wir müssen Gesprächsformate und Begegnungsmöglichkeiten schaffen, um diese Gemeinsamkeit zu finden.

Darüber bestand auch bei unserem Treffen im Minnemeers in Gent Einigkeit. Wir waren eine gut gemischte Gruppe: Regisseur*innen, Dramaturg*innen, Schauspieler*innen, Intendant*innen und Student*innen. Die, die da sind, sind genau die Richtigen. Wenn wir zusammen um einen Tisch sitzen, gibt es keine Unterschiede, keine Hierarchie. Es gibt nur ein WIR und kein „Die“. In unseren Utopie-armen Zeiten eine befriedigende Erfahrung.

Alle Materialien finden sich auf der Seite des regie-netzwerks unter https://ensemble-netzwerk.de/rnw/