Jahreskonferenzen

COMM ON

Allies, Activists and Alternatives in European Theatre

Gent 2020

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City dramaturgs - what we do
Gebärdensprach­dolmetscherinnen: Xenia Vitriak & Sophia Rohde

The art of resistance
Aus technischen Gründen ist ab 1h30 nur noch die Audiospur zu hören.

Wandel der Institutionen
Podiumsgespräch mit:
Matthieu Goeury (Vooruit) & Agnes Quackels (Kaaitheater)
Jan Vandenhouwe (Oper Ballet Vlaanderen) & Barbara Mundel

Neue Häuser für die Zukunft?
Ein multidisziplinär besetztes Podium diskutiert über Chancen, Möglichkeiten und Ideen für neue Häuser eines neuen Theaters: Anna Rose (Architektin, Stadtplanerin, Direktorin „space syntax“), Jan Lazardzig (Prof. Theaterwissenschaften, FU Berlin), Ina Karr (des. Intendantin Theater Luzern), Daniel Rosbottom (DRDH Architects, Prof. Architektur, TU Delft)
Moderation: Jörg Jung

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Auf Einladung des NTGent und der Opera Ballet- Vlaanderen hält die Dramaturgische Gesellschaft zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert (und erst zum zweiten Mal in ihrer Geschichte) ihre Jahreskonferenz außerhalb des deutschsprachigen Raums ab – in Gent, der Stadt, die sich durch programmatische Weichenstellungen der neuen Theaterleitungen zu einer Art Zukunftslabor des europäischen Theaters entwickelt. Denn nicht nur die so wichtigen und weit über die Grenzen Belgiens hinaus stilprägenden Institutionen Campo, Vooruit und Kopergietery sind Motoren der Veränderung. Opera Ballet Vlaanderen wird mit der Neugründung einer partizipativen Sparte die Diskussionen über das Musiktheater verschieben, und Milo Rau hat gleich zu Beginn seiner Intendanz selbstbewusst über den Eingang des NTGent schreiben lassen “Het Stadstheater van de toekomst”.

Aber wie sieht es aus, das Theater der Zukunft? Welches Theater braucht die Gesellschaft, welche Funktion haben Kunst und Theater, wenn die westlichen Demokratien in der Krise sind und Wahrheit zu einer Frage politischer Überzeugung geworden ist? Europaweit erleben wir eine rasante Radikalisierung, erst der Rhetoriken, dann der Handlungen. Viel zu spät werden Hass und Mordaufrufe im Netz als das begriffen, was sie sind: Straftaten, die verfolgt werden müssen, weil sie nicht folgenlos bleiben. In dem Maße, wie die europäischen Demokratien unter Rechtfertigungsdruck geraten, Gerichtsentscheidungen missachtet, staatliche Institutionen und politische Parteien angegriffen und fundamentale Prinzipien des Rechtsstaats in Frage gestellt (oder in manchen EU-Ländern sogar suspendiert) werden und in der Folge Übergriffe und Gewalt als Mittel der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wieder verbreiteter werden, entwickeln sich Kulturinstitutionen zu wichtigen Räumen im Kampf für eine offene, liberale Gesellschaft. Sie arbeiten an der ungleich attraktiveren Alternative zu Nationalismus, Essentialismus und anderen autoritären Projekten: der Diversität, der Sensibilität, der Solidarität, der ständigen Transformation. Das hat massive Auswirkungen für die Bedeutung, Wahrnehmung und Wirkung von Theater in einer freien, offenen Zivilgesellschaft. Als Erfahrungsräume der Demokratie, als öffentlicher Versammlungsort in den Städten, als geförderte Kulturinstitutionen haben sie eine Verantwortung über das Kunstschaffen hinaus, können sie „safe spaces“ bieten und zu Inspirationsräumen gesellschaftlicher Veränderung werden.