Vorstellungsräume
Zürich 2010
Nachdem wir uns auf der Jahreskonferenz in Hamburg 2008 mit der Zeit auseinandergesetzt hatten, lag es nahe, sich in einer Folgekonferenz dem Raum zuzuwenden. Denn immer wieder stößt man in der Beschäftigung mit der Zeit an die Grenzen, die der Raum unserem Denken von Zeit setzt. Zeitvorstellungen sind unmittelbar an Räume gebunden, physikalisch, philosophisch, psychologisch und sozial. Wie moderne gesellschaftliche Tendenzen und Theorien des Raums in die aktuelle Theaterästhetik einfließen, welche Vorstellungen von Räumen heutige Theatermacher entwickeln, welche Bilder und Entwürfe vom Menschen und der Gesellschaft die neuen Theaterräume evozieren, das waren für uns die wesentlichen Fragen in Vorbereitung der Jahreskonferenz 2010. Mit dem Thema ging zugleich die Suche nach dem idealen Austragungsort einher. Längerfristige Kontakte zur Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), die dem Raum in all ihren Aus-bildungsrichtungen – Schauspiel, Fotografie, Dramaturgie, Architektur – besondere Aufmerksamkeit widmet und eigens ein Postgraduierten-Studio-Programm für Szenografie und Spatial Design eingerichtet hat, führten letztlich zur Entscheidung. Die anfängliche Sorge, es würden nur wenige den Weg nach Zürich finden, war völlig unbegründet: Die Konferenz konnte so viele Teilnehmer wie noch nie in den zurückliegen- den Jahren verbuchen, über 200 Theaterschaffende aus dem deutschsprachigen Raum waren angereist. Ein weiterer Trend, die Verjüngung der dg-Mitglieder, war ebenfalls in Zürich zu verzeichnen. Dank der engen inhaltlichen und organisatorischen Zusammenarbeit mit der ZHdK und dem Theaterhaus Gessner-allee kam in Zürich eine lebendige, theoretisch und praktisch inspirierende und produktive Debatten auslösende Jahreskonferenz zustande, von deren thematischer Vielfalt die folgenden Seiten nur einen ausschnittweisen Eindruck vermitteln können. Erste Reaktionen begrüßten die gegenüber den Vorjahren wieder zahlreicheren wissenschaftlichen Vorträge und Diskussionsbeiträge, vermisst wurde ein neues Veranstaltungsformat wie der Open Space bei der Konferenz in Erlangen 2009. Innovationen sind also auch eine Hypothek für die kommende Jahreskonferenz, die vom 27. bis 30. Januar 2011 auf Einladung des Theaters Freiburg stattfinden wird. Das Theater beschäftigt sich zu seinem 100. Jubiläum mit der Zukunft des Stadttheaters. Wir wollen dieses Thema aufgreifen und die Jahreskonferenz den vielfältigen Aspekten der Beziehung von Stadttheater und Publikum widmen. Die schrittweise Entwicklung des Programms wird auf der dg-Website zu verfolgen sein; die nächste Ausgabe der dramaturgie soll zur Vorbereitung im Dezember 2010 erscheinen.Wir möchten uns bei allen bedanken, die die Jahreskon-ferenz 2010 in Zürich ermöglicht und zu ihrem Gelingen beigetragen haben, insbesondere bei den Referenten und unseren Kooperationspartnern, dem Departement Darstellende Künste und Film der ZHdK und dem Theaterhaus Gessnerallee, dem Verband deutschsprachiger Bühnenverleger und dem Zürcher Schauspielhaus für die Ausrichtung des Verlegerempfangs im Foyer des Pfauen. Und natürlich unseren Sponsoren und Unterstützern, der Stiftung Pro Helvetia, der Stadt Zürich, dem Migros Kulturprozent und dem Deutschen Bühnenverein.
Der Vorstand